Wednesday, February 17, 2010

“Ich heirate eine Familie” - "I am marrying a Family"

In letzter Zeit muss ich immer mal wieder an den Titel dieser Vorabendserie aus meiner Kinderzeit denken. Der Werbegrafiker oder war er Architekt Peter Weck, der sich zu einem Leben mit Thekla Carola Wied und ihren drei Kindern, namentlich im Gedächtnis geblieben ist mir nur Julia Biedermann, entschliesst und wie er mit dem plötzlichen Trubel von drei Kindern umgeht. Ich habe sie geliebt diese Serie, damals, habe keine Folge verpasst.

Ob diese kindliche Vorliebe wohl eine Vorahnung war, eine Andeutung auf das, was mir später im Leben begegnen würde? Man weiss es nicht. Aber ehrlich gesagt kann ich mich an irgendwelche Inhalte nur noch sehr schemenhaft erinnern, obwohl ich, wie gesagt, keine Folge verpasst habe, damals. Nur der Titel, der ist hängen geblieben.

Heute fällt er mir immer dann ein, wenn gerade mal wieder meine Familie „zuschlägt“. Nein, nein, nicht meine deutsche, die beschauliche mit Vater, Mutter und zwei Geschwistern und sehr beschränkten verwandtschaftlichen Verwicklungen. Nein, meine Familie das sind in diesem Fall die beiden Clans (schwiegermütterlicher und schwiegerväterlicher seits), die ich mit meinem Eheversprechen gegenüber meinem Mann sozusagen mit-geheiratet habe. Hätte ich damals schon gewusst, wer alles so an meinem Mann dranhängt, ich hätte zumindest einen ganz schönen Schreck bekommen, glaube ich. Zum Glück gehörte die Einsicht in die weitere Verwandtschaft zu den vielen Dingen, die ich mir für nach der Hochzeit aufgehoben hatte.

Mein Bruder hat die Sachlage gleich von Grund auf durchschaut und sagte mir, er wolle eine Datenbank mit Einträgen über sämtliche Familienmitglieder, damit er sich bei weiteren Besuchen in Indien nicht blamieren würde. Nur wenige indische Verwandte wissen es, aber eine beträchtliche Zahl von ihnen findet sich tatsächlich in einer Datenbank. Allerdings habe ich diese schon nach kurzer Zeit im Kopf weitergeführt, besonders weil die Einordnung vieler Verwandter doch eher in die Kategorie „wir sind irgendwie verwandt, und es reicht, das zu wissen“ fällt.

Die Familien sind jedenfalls weitverzweigt. Wo auch immer man in Indien (oder auf der Welt) hinkommt, ein Verwandter/eine Verwandte ist bestimmt nicht weit. Ich mag dieses Netzwerk. Nicht, dass man sich jedes Wochenende zum Kaffeetrinken trifft, aber man weißvon der Existenz des/der anderen. Besonderes der älteren Generation kommt hierbei eine wichtige Rolle zu, sich gegenseitig anzurufen, zu besuchen und auf dem Laufenden zu halten.

Immens wichtige Gelegenheiten, um sich dem/der anderen wieder ins Gedächtnis zu rufen, sind Hochzeiten. Da auf einer indischen Hochzeit die GESAMMTE Verwandtschaft (und irgenwen vergisst man doch immer) eingeladen wird, hat man gute Chancen mit dieser oder jenem ein bisschen small talk zu halten, sich eventuell (wieder) vorzustellen etc.

Eher an individualistische Lebensgestaltung gewöhnt, mutet es zunächst eventuell ein wenig einengend an, aber bei so einem Verwandtschaftsgeflecht wird einem nie lagnweilig. Es ist mir mittlerweile wichtig geworden, zu wissen was die zahlreichen Cousins und Cousinen so machen, wen man vielleicht mal besuchen oder anrufen sollte, weil er oder sie krank ist. Verwandtschaft kann man sich nicht aussuchen, und von daher sind Zusammentreffen auch immer spannend, da man sich mit einem Haufen ganz verschiedener Leute arrangieren muss und man mit Sicherheit enorm im Bereich sozialer Kompetenzen lernt.

Man darf, glaube ich, nicht den Fehler machen, Verwandte und Freunde/Freundinnen zu verwechseln (die gesellschaftlichen Bindungen sind einfach ganz andere), aber wenn man das beachtet, können einem die „lieben Verwandten“ das Leben ein ganzes Stück reicher machen. Und ganz wie Peter Weck in der Serie habe ich es nicht bereut, eine Familie geheiratet zu haben.

(Synopsis: Based on the title of a popular German tv serial in the 80s „I am marrying a family“, about a man who gets married to a woman with three children in their teens, I am reflecting about the rich family life in an Indian family including the wide-spread net of relatives. This is definitely a stark contrast experience for me to my family life in Germany, mostly centred around my nuclear family. But I recommend this as a very entertaining as well as feeling cared about experience.)

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